Katze pinkelt

Nach jahrelanger Erfahrung mit Katzen und Beobachtung diverser Katzenpsychologen und -pädagogen, lässt sich das Thema „Katze pinkelt“ folgendermaßen zusammenfassen.

Es gibt zwei Gründe dafür, dass Katzen pinkeln.

  1. Die Katze muss mal
  2. Die Katze will etwas deutlich machen

Die Katze muss mal

Wenn die Katze mal muss, dann entweder weil ihre Blase voll ist oder sie das Wasser nicht mehr halten kann.

Wenn die Katze das Wasser nicht mehr halten kann, könnt ihr euch das so vorstellen: Gerade eben war alles noch ganz normal und von einem Moment auf den nächsten ist ganz plötzlich das Gefühl einer total vollen Blase da. So, als hätte man ganz lange angehalten und würde dann merken, dass das wohl doch ein bisschen zu lange war und man nicht weiß, ob man es überhaupt noch bis zur Toilette schafft. Nur eben, dass das Gefühl ganz plötzlich da ist und sich nicht erst langsam aufbaut, daher bitte nicht sauer werden auf eure Fellnase!

Steine in der Blase können dieses Gefühl genauso auslösen wie ein Fehler im Nervensystem oder tausend andere Gründe, die ein Tierarzt wahrscheinlich besser ermitteln und behandeln kann als Du. Daher ist es wichtig, zu allererst körperliche Ursachen ausschließen zu lassen bevor man sein ganzes Haus auf den Kopf stellt, ok?

Die Katze will etwas deutlich machen

Wenn die Katze etwas mit ihrem Pinkeln deutlich machen will, dann entweder

  1. „das gehört mir (uns)“ / „das hier ist mein (unser) Territorium“ oder
  2. „mein Leben stinkt“

In beiden Fällen ist die Abhilfe, dem Tier mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Im Folgenden möchten wir zeigen, warum das so ist.

„Das gehört mir“

Es ist in etwa so, als hätte man sich ein besonderes Parfum anfertigen lassen, um seinen Partner jeden Morgen damit anzusprühen, damit jeder andere in der Umgebung denkt: „Oh, der gehört schon jemand anderem, da gehe ich besser nicht dran. Und wenn doch, kann mir das eine Menge Ärger einbringen.“ In der Menschenwelt klingt das recht paranoid oder zumindest tierisch eifersüchtig, oder? Andererseits sehen viele Menschen gerade Eifersucht als Liebesbeweis. Wenn der Partner nie eifersüchtig wird, egal was man macht, dann kann ihm die Beziehung vielleicht doch nicht so wichtig sein. Daher drücken Katzen mit besitzergreifendem Pinkeln auch immer aus: „Guck, wie sehr ich darauf Wert lege, alle wissen zu lassen, dass wir zusammengehören.“

Wie könntet ihr einem eifersüchtigen Partner klar machen, dass er kein Parfum extra zu diesem Zweck mehr braucht? Ganz einfach: Schenkt ihm mehr Aufmerksamkeit! Habt ihr Augen nur für ihn, werden sich seine Sorgen verkleinern. Lebst Du „polygam“ (also mit mehreren Katzen), teile Deine Liebe und Aufmerksamkeit gleich auf. Im Laufe der Zeit stellt sich eventuell heraus, dass die eine Katze eifersüchtiger ist als die andere. Dann schenk der eifersüchtigeren eben ein bisschen mehr Aufmerksamkeit.

Besitzergreifend pinkeln können Katzen übrigens nicht nur auf Personen, sondern praktisch auf alles, was nur ihnen gehören soll. Vielleicht lieben sie eines der Körbchen oder Teile eines Kratzbaumes so sehr, dass sie unter allen Umständen verhindern wollen, dass eine andere Katze dasselbe Körbchen nutzt oder sich auf den so geliebten Teil des Kratzbaumes legt. Wie ein Kind, das einer langen Warteschlange vor einer Attraktion im Freizeitpark mental nicht gewachsen ist, werden manche Katzen in Anwesenheit anderer Katzen nervös und versuchen ihre Lieblingsgegenstände und -orte vor anderen Katzen zu schützen, indem sie auf sie pinkeln.

Ein Kind könnte man jedoch nicht so einfach von einer anderen Attraktion überzeugen, wenn es sich eine ausgesucht hat, die es unbedingt probieren möchte. Katzen lassen sich da viel einfacher ablenken. Manchmal reicht schon ein einfacher Karton.

Schenkt eurer Katze mehr Aufmerksamkeit, indem ihr sie beobachtet und darauf reagiert, wenn euch auffällt, auf welche Gegenstände sie pinkelt. Ist es der Kratzbaum, kauft oder bastelt noch mehr Kratzbäume. Ist es ein Körbchen, kauft mehr Körbchen oder richtet mehr gemütliche Schlaf- und Ausruhecken ein. Ist es ein Spielzeug, kauf mehr oder ein anderes und versucht beide Spielvarianten: entweder mit allen gleichzeitig spielen oder eben getrennt voneinander.

„Das ist mein Territorium“

Man sagt, Katzen könnten ca. 15-mal so gut riechen wie Menschen. Menschen verlassen sich eher auf ihren Sehsinn. Sieht der Mensch es nicht, ist es nicht da. Und während er schläft, sieht er sowieso nichts. Nachts könnten also 1.000 Katzen auf der Straße vor Deiner Wohnung ihr Unwesen treiben oder wilde Partys entlang des Gartenzauns feiern oder schlimmer noch, einen Weg in Deine Wohnung oder Deinen Garten kennen, der Dir fremd ist. Du selbst bekommst das vielleicht nicht mit während Deine Katze den Geruch der anderen Katzen noch stunden- oder tagelang ertragen muss und an ihrer Hilflosigkeit fast erstickt.

In einem solchen Fall pinkelt eine überreizte Katze praktisch überall hin, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gibt. Dann schenkt dem Nachtleben eurer Katze mehr Aufmerksamkeit und bleibt mal etwas länger auf, um zu sehen, was passiert. Manche Leute stellen eine Nachtkamera auf und werten die Aufnahmen dann aus. Falls ihr eine Tierklappe in der Tür habt oder Fenster in der Nacht weit genug offen stehen, dass euch Tiere aus der Nachbarschaft besuchen kommen können, sichert diese Zugänge in der Nacht ab. Falls ihr einen Garten habt, sichert den Zaun besser ab.

„Mein Leben stinkt“

Deprimieren oder zumindest emotional auf ein tiefes Niveau drücken kann man jeden, indem man ihm gibt, was er nicht mag oder ihm nicht gibt, was er mag.

Es mag sein, dass manche Katzen mimosenhafter sind als andere. Aber fernab jeglicher Bewertung durch den Menschen ist jede Gefühlswelt individuell, also ein Universum für sich. Warum fürchtet sich der eine in einer Situation, in der sich ein anderer nicht fürchtet? Warum ist dem einen etwas peinlich und dem anderen nicht? Warum mag jemand Gurken lieber als Paprika oder rot lieber als blau? Nun, eine gute Partnerschaft besteht nicht unbedingt daraus zu wissen, warum der Partner Lavendel lieber mag als Rosen, sondern dieses Wissen in sein Leben einzubauen, also zu respektieren, also Lavendel statt Rosen zu kaufen.

Dass Katzen nicht die gängigen Menschensprachen sprechen, verstärkt den Effekt. Stell Dir einfach vor, Du wärest bei einer Gastfamilie in einem Land, dessen Sprache Du nicht einmal ansatzweise verstehst. Am Anfang kann alles gut sein, aber wenn Du immer etwas bekommst, das Du gar nicht magst oder gar nichts von dem bekommst, was Du gerne hättest, wirst Du irgendwann frustriert sein. Wenn Dich niemand versteht, egal wie häufig Du versuchst, es zu erklären, macht das die ganze Sache noch viel schlimmer.

Im Internet herauszufinden, was genau Deine Katze stört, ist, als würdest Du googeln nach „Warum habe ich Angst vor Brücken“ oder „Warum verstehe ich mich mit Familie Mayer besser als mit Familie Flötenmayer“. Aber da Katzen auch nicht ein so komplexes Leben wie Menschen führen, gibt es zum Glück eine Top 10 der wahrscheinlichsten Gründe dafür, dass eine Katze nicht in das Katzenklo pinkelt.

  1. (sehr wahrscheinlich): Du schmust oder spielst zu wenig mit Deiner Katze. So verkommt ihr Leben (aus ihrer Sicht) zu einer langen, lieblosen Weile in der es nicht einmal Schokoladeneis zur Entschädigung gibt und sie nichts weiter tun kann als Schlafen. Und so macht ihr nicht einmal das Schlafen mehr Spaß.
  2. Etwas stimmt mit dem Katzenklo nicht. Falsches Streu, zu klein, zu wenige Katzenklos, Katzenklo steht an einem schlechten Ort (ohne Überblick, so dass sie nicht sehen kann, ob sie während des Geschäfts von einer anderen Katze angefallen werden kann), nicht sauber genug oder zu sauber (wenn man z. B. zu scharfe Reinigungsmittel verwendet, so dass sich die Katze von dem chemischen Geruch fernhalten will).
  3. Angst vor dem Katzenklo (Katzenklophobie) aufgrund traumatischer Erlebnisse auf dem Katzenklo
  4. Futterneid. Der Mensch isst für gewöhnlich mehr als eine Katze. Weil Dich Deine Katze liebt, will sie so sein wie Du und wenigstens dieselbe Menge an Nahrung zur Verfügung gestellt bekommen 😉 Spaß beiseite. Wenn die Katze meint, sie bräuchte mehr Nahrung, Du aber auf ihre Ernährung achtest, stehen sich eure Absichten entgegen und das ist ein Problem.
  5. Eifersucht bei Familienzuwachs durch ein neues Menschenbaby oder Haustier
  6. Eifersucht bei der Einteilung der Spiel-, Gesprächs- und Kuschelzeiten der Bezugsperson der Katze. Darf eine Katze ständig auf Deinem Schoß sitzen oder in eine Deinem Bettchen schlafen und eine andere nicht? Vielleicht sagst Du, nur die eine sei eine Schoß-/Bettkatze und die andere(n) eben nicht; aber vielleicht hält die (vermeintlich liebe) Schoßkatze die anderen einfach nur geschickt unauffällig fern von Dir oder dem Bett. Kümmerst Du Dich mehr um Deinen Partner als um Deine Katze während sie wach ist? Fehler! Warte besser damit, bis Deine Katze schläft 😉
  7. Stress durch Veränderung. Z. B. nach einem Umzug, Neukauf von Möbeln, Umgestalten der Wohnung, Neueinteilung der Essens- oder Schlafenszeiten usw.
  8. Fehlende Kratz- / Rückzugsmöglichkeiten. Katzen brauchen eine liegende (horizontale) und eine stehende (vertikale) Kratzmöglichkeit, so dass sie sich sowohl nach vorne als auch noch oben hin ausstrecken können. Bei den Rückzugsmöglichkeiten gilt: auch wenn eine Katze viel alleine macht und nicht unbedingt den Kontakt zum Menschen sucht, braucht sie einen Ort, der ihr darüber hinaus auch Schutz vor Beobachtung bietet. Für Katzen scheint es ein großer Unterschied zu sein, ob sie schlafen und sich andere Lebewesen in dem Raum befinden oder nicht.
  9. Streit, um es mal milde zu formulieren. Manchmal schaffen Katzen es trotz ihrer Niedlichkeit, menschliche Familienmitglieder zur Verzweiflung oder sogar zur Weißglut zu bringen. Vielleicht weil sie einen Fernseher umgeschmissen, Kaffee über wichtige Dokumente ausgeschüttet, die neuen Möbel wieder einmal zerkratzt oder Dich beim Abrutschen am Badewannenrand kurzerhand als Kletterbaum genutzt haben. Zeigt man seine Wut, bekommt das die Katze auf die eine oder andere Art mit.
  10. Mobbing. Wenn es (neben Futter) etwas gibt, für das es sich aus Sicht einer Katze zu kämpfen lohnt, dann ist es der 1. Platz. Daher ändert sich in Haushalten mit mehr als einer Katze normalerweise die Rangordnung von Zeit zu Zeit. Manchmal kommt es allerdings vor, dass sich ein paar Katzen auf eine bestimmte andere Katze einschießen und sie ständig klein gehalten wird.

In allen zehn Fällen ist die Abhilfe ebenfalls mehr Aufmerksamkeit. Schmust oder spielst Du zu wenig mit ihr, schmus und spiel mehr mit ihr. Stimmt etwas mit ihrem Katzenklo nicht, versuche es besser für sie zu machen. Hat sie Angst vor dem Katzenklo, besorg ihr einen Psychologen. Will sie immer fressen und hat Futterneid, schmus und spiel mehr mit ihr, so dass Essen zweitrangig wird, Liebe geht schließlich vor. Ist sie eifersüchtig, schmus und spiel mehr mit ihr, dann hat sie keinen Grund mehr zur Eifersucht. Hast Du zu viel verändert, nimm Rücksicht auf Deine Katze und verändere nicht mehr so viel oder schmus und spiel mehr mit ihr, dann fühlt sie sich geliebt und sicher, so dass sich ihr Stress abbaut. Fehlen ihr Kratz- oder Rückzugsmöglichkeiten, quäle Deine Katze nicht weiter und richte entsprechende Möglichkeiten ein. Gab es Streit zwischen euch, beruhige Dich erstmal und dann schmus und spiel wieder mit ihr, damit sie weiß, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Wird Deine Katze gemobbt, schmus und spiel mehr mit ihr, damit sie Selbstvertrauen gewinnt und sich nicht alles gefallen lässt, Du kannst sie auch eine Zeit lang bevorzugt behandeln.

Wichtig ist in jedem Fall eine weitere, letzte Einsicht: weiter oben haben wir geschrieben, dass man jeden emotional runterdrücken kann, indem man ihm gibt, was er nicht mag oder ihm nicht gibt, was er mag. Das gilt jedoch umso weniger, je glücklicher jemand bereits ist. Bist Du total glücklich und jemand verweigert Dir eine Umarmung, kannst Du eventuell darüber lachen, aber geht es Dir bereits total schlecht, kann das Verweigern einer Umarmung der entscheidende, letzte Stoß in Deinem Leben sein.

Um es positiv zu formulieren: Schenk Deiner Katze beständig Aufmerksamkeit, damit sie emotional gut aufgestellt ist, wenn auf einmal etwas für sie Schlimmes passiert. Dann kommt sie schneller und besser darauf klar und fängt eventuell gar nicht erst damit an, auf Sachen zu pinkeln.

Beständige Aufmerksamkeit geht dabei ganz einfach: Bewegt ihr euch durch die Wohnung und kreuzt dabei den Weg eures Stubentigers, sucht Augenkontakt, sprecht ihn kurz mit Namen an (angeblich lieben Katzen Kosenamen über alles). Ein einfaches „na, Mietzi?“ reicht. Das nächste Mal dann vielleicht „na, Mitti-Mitt?“ zur selben Katze. Liegt die Katze gerade in irgendeiner Ecke, blinzelt ihr wenigstens hin und wieder zu. Je öfter ihr das macht, desto mehr bekommt die Katze mit, dass ihr so etwas überhaupt macht und umso aufmerksamer wird sie wiederum euch gegenüber. Statt ansprechen geht natürlich auch ein kurzes berühren.

Alles Gute, viel Erfolg und lieben Gruß von katzenwiewir.de

2 Responses to Katze pinkelt

  1. Rebecca sagt:

    Hallo Zusammen, wenn Katzen aus Stress markieren und man nicht möchte, dass die Katzen an der gleichen Stelle nochmal markieren (z.B. guter Teppich), kann man die markierte Stelle nach dem Reinigen mit geruchslosem Reiniger auch mit Feliway Spray besprühen. Dann ist die Stelle als „Wohlfühlort“ markiert, wo die Katze nicht wieder markiert. Schaut mal hier, da findet ihr noch mehr Infos dazu: https://www.feliway.com/de/Warum-FELIWAY/Katze-pinkelt-in-die-Wohnung

    • Hauptadmin sagt:

      Hallo Rebecca,
      Vielen Dank für deinen Hinweis.
      Feliway hilft oftmals gegen Harnmarkieren bei Katzen, da dies meist durch Stress hervorgerufen wird. Wenn eine Katze außerhalb des Katzenklos uriniert, kann Feliway evtl. unterstützend helfen, führt aber nicht unbedingt zu Lösung des Problems.
      Lieben Gruß
      KatzenWieWir

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